Auf 1.156 Meter Höhe, am Ritten oberhalb von Bozen und nur wenige Kilometer vom Finstral-Hauptsitz entfernt, liegt das Finstral-Wintergarten-Werk in Klobenstein. Die Produktion ist für einen Nachmittag gestoppt, in der Werkshalle steht ein großer Tisch: Sechs Mitglieder der Familie Oberrauch, sieben Gäste und zwei Moderatoren nehmen daran Platz, um anlässlich des 50. Geburtstags von Finstral gemeinsam zurück- und vorauszuschauen. Eine außergewöhnliche Kombination von Menschen, die klarmacht, auf welche Weise das Südtiroler Unternehmen immer wieder Maßstäbe im Fensterbau setzt: durch die Kunst des intelligenten Zusammenspiels. Nicht zuletzt zeigt sich das in der einzigartigen Materialkompetenz. Kunststoff, Glas, Aluminium, ForRes, Holz – bei Finstral wird fast alles selbst produziert, bearbeitet und souverän kombiniert. Ausgehend von diesen fünf Materialien entwickelt sich ein Gespräch über den Mut zur Innovation, die Geschichte Finstrals, persönliche Erinnerungen und die Zukunft des Fensters.
Moderation: Oliver Herwig, Stefan Sippell
Los geht es mit Kunststoff. Kein anderes Material hat das Unternehmen so sehr geprägt. Seit 50 Jahren ist es der Kern eines jeden Finstral-Fensters.Kunststoff oder: Von Anfang an das beste MaterialHans Oberrauch, Sie stammen aus einer Familie von Holzhandwerkern. 1969 haben Sie die ersten Fenster aus Kunststoff hergestellt. Was hat der Wechsel zu einem neuen Material für Sie persönlich bedeutet?H. Oberrauch Wir haben in der Tischlerei alles gemacht: Türen, Möbel und eben auch Fenster. Und so wussten wir, dass Holz Schwächen hat, weil es beispielsweise mit der Zeit verwittert. Die Vorstellung, dass Kunststoff all diese Probleme nicht hat, faszinierte mich damals.
Sie wollten also Probleme lösen und haben deshalb etwas Neues ausprobiert …H. Oberrauch Ja, obwohl ich sagen muss, dass in den Sechzigerjahren bereits Fenster aus Kunststoff hergestellt wurden. Die entsprachen allerdings bei Weitem noch nicht den heutigen Qualitätsmerkmalen. Aber als dann Hoechst und Dynamit Nobel neue schlagfeste Kunststoffe – wie zum Beispiel Hostalit Z oder Trocal – auf den Markt brachten, hat uns das letztlich überzeugt und das Vertrauen gegeben, es mit Kunststoff zu versuchen.
„Als Tischler wussten wir, dass Holz Schwächen hat. Die Vorstellung, dass Kunststoff all diese Probleme nicht hat, faszinierte mich.“
Hans Oberrauch
Hatten Sie von Anfang an eine Vision im Kopf? Und eine bestimmte Unternehmensstrategie, um diese zu erreichen?H. Oberrauch Unsere Strategie war einfach: Wir wollten zunächst in der Region verkaufen. Mitte der 1970er-Jahre ergab sich dann die Möglichkeit, über Händler nach Deutschland zu exportieren. Diese Chance haben wir genutzt und dann damit begonnen, unseren Weg zu definieren und konsequent zu verfolgen. Einige Ideen gab es schon von Anfang an, zum Beispiel, eine eigene Profilextrusion aufzubauen. Den Plan haben wir zwar erst 1980 umgesetzt, aber die Gewissheit, dass wir das selbst machen müssen, war schon lange vorher da.
Helmuth Seebacher, Ihre Aufgabe im Unternehmen ist es, Finstral-Produkte neu zu entwickeln und zu optimieren. Welche Vorteile hat denn Kunststoff im Fensterbau?Seebacher Sehr viele. Kunststoff ist langlebig. Er lässt sich gut verarbeiten. Er dämmt gut. Beschläge lassen sich gut befestigen, was auch sehr wichtig ist. Und Kunststoff bleibt über lange Zeit farbbeständig. Meiner Meinung nach ist Kunststoff schlicht und einfach das beste Material für ein Fenster.
Sie sind ja bereits 1982 zu Finstral gekommen. Erinnern Sie sich noch, welche Stimmung damals im Unternehmen geherrscht hat?Seebacher Wir waren damals eine relativ kleine Mannschaft, und es gab einen starken Zusammenhalt, auch außerhalb der Firma. Wir haben den Geburtstag jedes Mitarbeiters gefeiert, und abends ist man gemeinsam noch was trinken gegangen. Eine schöne und intensive Zeit war das. Jetzt ist Finstral viel größer und hat allein in Unterinn ungefähr 180 Mitarbeiter. Es herrscht zwar immer noch ein ganz eigener Finstral-Geist, aber das Miteinander ist zwangsläufig nicht mehr ganz so ausgeprägt. Allein schon, weil man sich nicht mehr so häufig über den Weg läuft.
Herr Oberrauch, wie war das, mussten Sie lernen, wie man eine Unternehmenskultur aufbaut?H. Oberrauch Nein, eigentlich nicht. Wir haben ja in der Tischlerei von klein auf gelernt, wie man mit Leuten umgeht. Wir wollten schon immer korrekte Arbeitgeber, Produzenten, Lieferanten und Partner sein. Das ist uns wichtig.
Das klingt so einfach, wenn Sie das sagen … dann fragen wir doch gleich einmal einen der treuesten Finstral-Partner. Marziale Bonasio, Sie waren einer der ersten Finstral-Händler in Italien. Wie kam es dazu?Bonasio Ich arbeite seit 33 Jahren mit Finstral und der wunderbaren Familie Oberrauch zusammen. Begonnen hat alles im Herbst des Jahres 1985. Ich hatte bereits Erfahrungen in der Fensterbranche gesammelt und beschlossen, mich selbstständig zu machen. Weil Finstral einen guten Ruf hatte, wollte ich unbedingt diese Fenster verkaufen. Also rief ich so lange bei Finstral an, bis ich nach einem Monat tatsächlich einen Termin bei Hans Oberrauch bekam. An einem regnerischen Tag fuhr ich die kurvige Straße auf den Ritten hinauf. Nach einiger Zeit war ich mir unsicher, ob ich noch auf dem richtigen Weg war. Also hielt ich bei einer Telefonzelle, rief bei Finstral an und fragte das Fräulein am Telefon: „Bin ich hier richtig?“, und sie antwortete: „Wenn Sie glauben, sich verfahren zu haben, fahren Sie einfach weiter, dann sind Sie richtig.“ Und siehe da, ich kam tatsächlich an. (Lacht.) Im Büro von Hans Oberrauch erklärte ich ihm dann meine Pläne. Er hat kein Wort gesagt und einfach nur zugehört. Also redete ich weiter, auch wenn ich allmählich etwas unsicher wurde. Erst ganz am Ende, nach einer längeren Pause, sagte er: „Hören Sie, ich übergebe Ihnen sämtliche Kundenkontakte aus Mailand. Ich liefere Ihnen alle Fenster, die Sie wollen, und Sie bezahlen sie mir, sobald Sie sie montiert haben.“ Er schüttelte mir die Hand und das war es. So entstand meine Firma „Thermo-Infissi“. Ein unglaublicher Vertrauensvorschuss, den ich noch heute zu schätzen weiß.
Italien hat eine eigene Design-Tradition, in der Kunststoffe eine große Rolle spielen. Was hat Sie damals von Finstral überzeugt? War es der Kunststoff?Bonasio Ja, aber auch das Design. Mich hat beeindruckt, dass sich Finstral-Fenster optisch von anderen Kunststoff-Profilen unterscheiden. Sie waren schmal, die Glasleisten abgeschrägt und zurückhaltend. Schon damals legte Finstral Wert auf Design.
Glas oder: Der Qualität verpflichtetLuis Oberrauch, Sie sind der jüngere Bruder von Hans Oberrauch. Waren Sie auch an der Gründung von Finstral beteiligt?L. Oberrauch Als Finstral gegründet wurde, war ich 14 Jahre alt und ging noch zur Schule. Aber in den Sommerferien habe ich bereits mitgearbeitet und in verschiedenen Bereichen Erfahrungen sammeln können. Mir war schnell klar, dass ich in das Unternehmen einsteigen möchte. Außerdem ist Finstral in dieser Zeit stark gewachsen und konnte die zusätzliche Unterstützung auch ganz gut gebrauchen.
Finstral hat sich sehr früh dazu entschlossen, neben der Profilextrusion auch Glas selbst herzustellen. Wie kam es dazu?L. Oberrauch Erst einmal waren wir froh, gute Glaslieferanten zu haben. Anfangs hatten wir auch gar nicht das Kapital, um selbst in die Glasfertigung einzusteigen. Aber irgendwann kam die Idee auf, eine eigene Glasproduktion aufzubauen. Platz hatten wir genug, da wir kurz zuvor das Werk in Scurelle im Trentino angekauft hatten. Wir haben uns dann intensiv mit dem Material Glas auseinandergesetzt und uns zu ganz passablen Glasspezialisten entwickelt. Der Schritt hin zum Glas war für uns als Fensterhersteller naheliegend. Eine eigene Produktion erlaubt uns eine größere Gestaltungsfreiheit und bietet natürlich auch logistische Vorteile.
Erwarten Sie denn beim Material Glas noch innovative Fortschritte?L. Oberrauch Oh ja, wir haben gerade erst wieder einen großen Sprung gemacht: mit Dreifachglas, das genauso viel Licht hindurch lässt wie Zweifachglas. Das haben wir bereits im Programm. Und ich glaube, dass Glas in Zukunft noch viel dynamischer werden und sich an die jeweilige Situation anpassen wird: Temperaturen, Einstrahlungen, Transparenz und so weiter. Im Material Glas steckt noch unglaublich viel Potenzial.
Sie haben das Werk in Scurelle angesprochen. Eine eigene Glasproduktion war damals eine mutige unternehmerische Entscheidung. Hand aufs Herz: War Ihnen da auch ein bisschen bange?L. Oberrauch Nein, daran kann ich mich nicht erinnern. Wir waren einfach überzeugt davon, dass es funktioniert.
„Die eigene Glasproduktion erlaubt uns eine größere Gestaltungsfreiheit und bietet logistische Vorteile.“
Luis Oberrauch
Professor Sieberath, in Ihrer Biographie gibt es eine schöne Parallele zu Hans Oberrauch, denn Sie waren auch erst Schreiner – und sind dann zum „Fensterpapst“ geworden, wie man Sie heute gerne betitelt …Sieberath Ja, mein Vater hat Holzfenster hergestellt, aber anders als die Oberrauchs ist mein Vater beim Holz gebIieben. Im Rückblick wohl eine Fehlentscheidung. Es war sicher erfolgsversprechender, sich mit Kunststoff auseinanderzusetzen. Aber auch darüber hinaus verbindet uns die Geschichte. Das Institut für Fenstertechnik wurde 1966 gegründet, nur drei Jahre vor Finstral. Ich selbst bin dann zum ersten Mal Ende der 1990er-Jahre bei Finstral auf dem Ritten gewesen, um mich mit Hans Oberrauch über ISO 9000, also Qualitätsmanagement, auszutauschen. Gleich im ersten Gespräch habe ich gelernt, dass man in Südtirol anders arbeitet als in Deutschland. Man setzt viel mehr auf Vertrauen und das persönliche Gefühl. Mit anderen Worten: Es hat ein bisschen gedauert. Nach dem dritten Gespräch hat Herr Oberrauch gesagt: „Ja, das ist eine gute Sache. Wir wollen uns der Qualität verpflichten.“ Seitdem arbeiten wir zusammen daran, das Unternehmen permanent weiterzuentwickeln und in verschiedenen Bereichen zu zertifizieren, bei der Fensterkonstruktion genauso wie bei der Montage und der Managementqualität.
Zum Thema Konstruktion: Ein Fenster ist die Verbindung aus Glas und Rahmen. Worauf kommt es bei dieser Verbindung besonders an?Sieberath Das beste Glas ist nichts ohne einen anständigen Rahmen, der es aufnimmt und trägt. Umgekehrt gilt genau dasselbe. Das Verbindungselement ist die Verglasung, also das Einsetzen des Glases in den Rahmen. Dabei kann man eine Menge technischer Fehler machen …
… und Finstral macht keinen davon?Sieberath Theoretisch nicht, denn wir haben schließlich über viele Jahre gemeinsam an der Entwicklung und Einhaltung höchster Qualitätsstandards gearbeitet. In der Praxis sind 100 Prozent Qualität aber natürlich niemals zu erreichen.
Zertifizierung als Mittel, um Qualität sicherzustellen, ist in vielen technologischen Branchen üblich. Finstral ist Zertifizierungs-Europameister, kein anderer Fensterhersteller kann da mithalten. War das Gespräch mit Hans Oberrauch für diese Entwicklung der Startschuss?Sieberath Natürlich hat das ift schon vor meiner Zeit Produkte der Firma Finstral geprüft. Aber Hans Oberrauch und ich haben wohl schon die Initialzündung dafür gegeben, bei der Zertifizierung neue Maßstäbe zu setzen. Wir haben uns damals systematisch das ganze Unternehmen vorgenommen: die Konstruktion, den Einkauf, den Verkauf, die Logistik. Wir haben uns zum ersten Mal auch mit den Baustellen auseinandergesetzt – bis hin zu dem einzigartigen Konzept der Händlerzertifizierung. Damit stellen wir sicher, dass ein gutes Produkt auch richtig montiert wird. Das ist wichtig, denn mehr als die Hälfte aller Mängel, die wir feststellen, beruhen darauf, dass ein gutes Produkt nicht fachgerecht montiert wird.
Zurück zum Glas – der Trend reißt nicht ab: Glasflächen werden immer größer und Rahmen filigraner … warum?Sieberath Ganz einfach: Weil es möglich ist. Weil Glas einer der Werkstoffe ist, die unsere Fenster über die letzten Jahre am weitesten vorangebracht haben. Wenn Sie sich nur anschauen, welche enorme Verbesserung des Dämmwerts sich durch die Entwicklung vom Einfachglas zum Mehrscheiben-Isolierglas ergeben hat: Da sind auf einmal große Glasflächen und gute Dämmung kein Widerspruch mehr.
Thomas Pederiva Da möchte ich mich als Planer kurz einschalten. Wir wünschen uns genau wie viele Bauherren eben immer größere Fenster mit immer kleineren Rahmen, um noch mehr Licht in die Räume zu bekommen. Das klappt besonders gut mit Kunststoff- und Aluminiumfenstern, da sich die Rahmen sehr schmal gestalten lassen. Finstral beherrscht aber auch besondere Techniken, die außergewöhnlich große Glasflächen bis zu sieben Quadratmetern zulassen. Auf diese Weise lässt sich Glas heutzutage wie eine zusätzliche Wand aufstellen, ganz ohne Sicherheitsrisiko.
„Wir wünschen uns immer größere Fenster mit immer kleineren Rahmen, um noch mehr Licht in die Räume zu bekommen.“
Thomas Pederiva
Aluminium oder: Der Beginn des modularen DenkensJoachim Oberrauch, als Sohn von Hans Oberrauch sind Sie in einer Firma groß geworden, die damals schon gewachsen war und weiter expandierte. Wie muss man sich Ihre Jugend vorstellen? Haben Sie nicht mit Lego gespielt, sondern mit Fensterprofilen?J. Oberrauch (Lacht.) Nein, ganz so extrem war es nicht, ich habe gerne mit Lego gespielt. Aber natürlich war Finstral überall präsent, auch weil ich in Unterinn, in direkter Nähe zum Unternehmenssitz aufgewachsen bin. Meinen Vater habe ich oft in die Produktion begleitet, das hat mir als Kind schon sehr gefallen.
Seit 1985 verwendet Finstral auch Aluminiumverblendungen für die Fenster. Wie und warum kam das Aluminium ins Spiel?J. Oberrauch Aluminium ist ein interessanter Werkstoff, der viele Vorteile bietet. Er ist witterungsbeständig. Er lässt sich sehr gut formen. Er lässt sich gut lackieren. Er hat nur einen Nachteil, zumindest im Fensterbau: Er leitet sehr gut. Als Dämmmaterial ist Aluminium – im Gegensatz zum Kunststoff – also nicht geeignet. Warum verwenden wir dann trotzdem Aluminium am Fenster? Weil es zunehmend Kunden gab, die außen einen dunklen Fensterrahmen wollten. Doch dunkel gefärbter Kunststoff heizt sich bei starker Sonneneinstrahlung auf und kann sich verformen. Aluminium bleibt dagegen auch bei sehr hohen Temperaturen stabil. Und so sind wir auf die Idee gekommen, dass wir an der Außenseite Aluminium aufbringen, das wir mit hunderten verschiedenen Farbtönen beschichten können. Diese Aluminium-Farbschicht ist absolut hitzebeständig. Im Grunde genommen wie eine zweite Haut, die man an der Außenseite anbringt. Ein Kunststoff Aluminium-Fenster ist, vom Preis-Leistungs-Verhältnis her betrachtet, das beste Fenster, das man derzeit bekommen kann.
Geht es in erster Linie um ein attraktives Verhältnis von Preis und Leistung, oder ist es auch eine ästhetische Entwicklung, die wir erleben?J. Oberrauch Ja, Aluminium hat als Material ein eigenes, sehr hochwertiges Image. Es besitzt auch eine spezielle Haptik und Ästhetik, die von vielen Bauherren und Architekten bevorzugt wird. Deswegen statten wir viele Häuser mit Aluminium aus, inzwischen sowohl auf der Außen wie auch der Innenseite. Im Kern unserer Fenster steckt aber weiterhin ein Kunststoffprofil. So kombinieren wir die Vorteile beider Materialien: die Ästhetik von Aluminium und in der Mitte die Dämmung und Dichtheit des Kunststoffs.
War das der Beginn des modularen Fensteraufbaus bei Ihnen – nach dem Motto: Wir kombinieren einfach das Beste aus allen Welten?J. Oberrauch Ja, auch wenn wir das damals noch nicht so genannt haben. Jahre später haben wir aus dieser Idee dann ein ganzes Fenstersystem gemacht, unser modulares System FIN-Project. Und als ich dann 2012 zusammen mit Helmuth Seebacher bei den Rosenheimer Fenstertagen war, gab es dort einen Innovations-Vortrag: „Das modulare Fenster“. Wir haben uns angeschaut und uns gefreut, denn wir waren kurz davor, FIN-Project auf den Markt zu bringen.
H. Seebacher Immerhin hatten wir in der Entwicklungsabteilung schon jahrelang daran gearbeitet. Und waren dann genau rechtzeitig fertig. (Lacht.)
J. Oberrauch Und heute muss man sagen, es war eine sehr gute Idee, die wir nach wie vor weiter ausbauen. Auf der Innenseite können wir mittlerweile vier verschiedene Materialien anbieten: Aluminium, Glas, Holz und ForRes. Diese große Gestaltungsfreiheit schätzen gerade anspruchsvolle Kunden sehr.
L. Oberrauch Das stimmt. Vor einer Woche habe ich mit einem Paar gesprochen, das sich FIN-Project-Fenster gekauft hat. Ich kenne die Leute schon lange, und bisher kam für sie ein sogenanntes Plastikfenster nie in Frage. FIN-Project hat sie aber doch irgendwann überzeugt. Die Frau hat mir eine Dreiviertelstunde von ihren neuen Fenstern vorgeschwärmt. Sie hatte anfangs sogar Schlafprobleme, weil sie den gewohnten Straßenlärm auf einmal nicht mehr gehört hat. Verrückt. Da ist mir einmal mehr bewusst geworden: Diese Kundschaft hätten wir auch mit den allerbesten Kunststofffenstern nicht überzeugen können. Aber durch die Materialvielfalt bekommen wir auf einmal Zugang zu ganz anderen Kundenkreisen.
Bei Finstral gibt es theoretisch 1,3 Milliarden Fenstervarianten. Kristin Oberrauch, wie schafft man es, dem Kunden diese schier unendliche Vielfalt zu vermitteln?K. Oberrauch Natürlich kann man nicht jedem das gesamte Produktprogramm erklären. Das würde die Kunden überfordern. Und muss auch gar nicht sein. Bereits beim ersten Gespräch beginnt man zu filtern: Was will und was braucht der Kunde? Viel geht dabei über Menschenkenntnis, über Empathie. Beides braucht jeder gute Verkäufer. Aber natürlich differenziert uns die enorme Vielfalt der Möglichkeiten auch am Markt: Wir können mehr bieten, wir haben mehr Produktlösungen. Architekten zum Beispiel muss man das modulare System und die Gestaltungsvielfalt genau erklären, einfach weil sie anspruchsvoller sind und mehr ins Detail gehen.
Thomas Pederiva, Sie als Planer haben gerade zustimmend genickt – was erwarten Sie von einem Fensterhersteller an Service und Qualität?Pederiva Dass möglichst alle meine Wünsche miteinander kombinierbar sind. Und Finstral deckt mit dem modularen System so ziemlich alle Anforderungen ab: bodenbündige Profile, niedere Schwellen, integrierter Sonnenschutz, ästhetische Materialkombinationen … Ein großer Vorteil ist auch, dass man bei Finstral alles aus einer Hand bekommt, von den Bauanschlusszeichnungen bis zur Montage mit der Montagezarge. Und ich schätze es sehr, dass ich immer einen festen Ansprechpartner für alle Themen habe – das macht die Abwicklung gerade bei Großprojekten schnell und unkompliziert.
Finstral erklärt Fenster ja immer in vier Dimensionen: Außen, Mitte, Innen, Rundherum. Erleichtert Ihnen die Didaktik des sogenannten Finstral Planers die Arbeit?Pederiva Das Vier-Finger-Prinzip des Finstral Planers ist erst mal ungewöhnlich. Aber es bietet gute Orientierung, weil es konsequent auf alle Produkte angewandt wird. Und wenn ein neues Produkt dazu kommt, versteht man dieses dann direkt im Kontext. Das ist schon sehr hilfreich.
Welche Erfahrungen machen Sie mit Kollegen, wenn Sie über Finstral sprechen? Stoßen Sie auf Vorbehalte gegenüber Kunststofffenstern?Pederiva Es ist so, dass wir Planer und auch die Bauherren auf den ersten Blick zu Materialien tendieren, die rein ästhetisch am besten zum Objekt passen. Auf den zweiten Blick zählen aber technische und qualitative Argumente. Wenn man diese im Gespräch vorbringt, beeinflussen sie die Auswahl natürlich ganz entscheidend. In der Hotellerie, wo ich viele meiner Kunden habe, ist zum Beispiel die Pflegeleichtigkeit ein großes Thema – und die ist bei Kunststoff und Aluminium sehr viel besser als beim Holzfenster.
Bei den Materialien Kunststoff und Glas ist Finstral autark und produziert alles selbst. Wie sieht es beim Aluminium aus?J. Oberrauch Gemäß unserem Anspruch „Alles aus einer Hand“ steigen wir tatsächlich in die Veredelung von Aluminium ein und bauen gerade in unserem Werk in Borgo im Trentino eine eigene Lackiererei, die 2019 ihren Betrieb aufnimmt. Die Entscheidung dazu haben wir wieder aus gutem Grund getroffen. Denn auch beim Aluminium ist es uns wichtig, dass wir die Kontrolle über die Qualität haben. Darüber hinaus bietet eine eigene Lackiererei natürlich logistische Vorteile. Und mehr Gestaltungsfreiheit. Außerdem haben wir es dann selbst in der Hand, uns mit neuen Aluminium-Oberflächen intensiv zu beschäftigen.
ForRes oder: Nachhaltigkeit und MontagezargeVerena Oberrauch, wie war denn Ihr Weg ins Unternehmen? War der ebenso unausweichlich wie bei Ihrem Onkel Luis oder bei Ihrem Bruder Joachim?V. Oberrauch (Lacht.) Im Rückblick war er unausweichlich, auch wenn es länger gedauert hat. Ich bin froh, dass ich eine gewisse Zeit außerhalb der Firma gearbeitet habe. Aber irgendwann kam der Zeitpunkt, an dem ich dachte: Ich will an dieser Familiengeschichte mitschreiben. Und je länger ich dabei bin, desto größer wird die Begeisterung. Ich empfinde auch die tägliche Arbeit mit der Familie als großes Glück.
Jeden Tag mit Menschen zusammenarbeiten, mit denen man verwandt ist oder die man von Kindesbeinen an kennt – das wäre für viele abschreckend.V. Oberrauch Viele Mitarbeiter können sich tatsächlich noch an mich als Kleinkind erinnern – für mich hat das etwas Vertrautes und sehr Schönes. Das Unternehmen ist für uns aber gewissermaßen auch Teil der Familie. Jeder von uns verantwortet eigene Bereiche und ist tief in alle Prozesse eingebunden. Gleichzeitig sorgen wir ganz bewusst dafür, dass die Hierarchien flach bleiben. Deswegen haben wir zum Beispiel für alle größeren Themen im Unternehmen Arbeitszirkel. Das sind abteilungsübergreifende Runden mit allen beteiligten Mitarbeitern und Führungskräften. Dort besprechen wir alles, hinterfragen uns gegenseitig – selbstkritisch und ohne Tabus. Und das ist auch der Rahmen, in dem wir gemeinsam Entscheidungen treffen, damit sie jeder nachvollziehen und mittragen kann – wie in einer guten Familie. Diese Art des Umgangs miteinander ist für uns selbstverständlich, aber neue Mitarbeiter oder Externe sprechen uns oft auf diese besondere Finstral-Kultur an.
„Irgendwann kam der Zeitpunkt, an dem ich dachte: Ich will an dieser Familiengeschichte mitschreiben.“
Verena Oberrauch
F. Oberrauch Uns ist wichtig, dass alle Meinungen auf den Tisch kommen und ernsthaft gehört werden. So kommen wir in der Sache weiter. Schließlich tragen wir am Ende alle gemeinsam die Verantwortung für die Zukunft des Unternehmens. Unser Ziel ist es, anspruchsvolle Kunden zu begeistern. Das steht immer im Vordergrund.
Das nennt man dann wohl nachhaltige Unternehmensführung. Bleiben wir gleich bei dem Begriff der Nachhaltigkeit. Seit einigen Jahren haben Sie ForRes im Programm, ein Upcycling-Material aus Reisschalen und Kunststoff-Verschnitt. Herr Seebacher, was haben Sie gedacht, als Sie von der Idee gehört haben, mit Reisschalen zu arbeiten?Seebacher Oh ja, die Reisschalen – da war ich im ersten Moment schon überrascht. Aber wir haben dann viel mit dem Material experimentiert. Und als ich das erste Mal ein Profil aus ForRes in der Hand gehalten habe, dachte ich mir, das könnte für viele Anwendungen interessant sein.
Wenn Sie anfangen zu experimentieren, gehen Sie dann schrittweise vor oder haben Sie gleich die ganz große Vision im Kopf?Seebacher Bei komplett neuen Entwicklungen gehen wir immer Schritt für Schritt vor: probieren aus, bessern nach, entwickeln weiter … Aktuell setzen wir ForRes bei Schiebe- und Fensterläden und auf der Innenseite unserer Fenster ein. Aber ich bin mir sicher, dass wir noch weitere Anwendungen prüfen und finden werden.
Osvaldo Bona, Sie haben schon alle Materialien bei Finstral miterlebt und verbaut. Wie kommt denn ForRes am Markt an?Bona Bisher habe ich ForRes noch nicht verwendet. Bei neuen Materialien und Produkten muss man immer viel Aufklärungsarbeit leisten. Aber sobald es verwendet wird, ziehen andere nach. Ein Beispiel: Ich habe 1995 zum ersten Mal mit Finstral gearbeitet. Damals hat man bei uns nicht von Kunststoff gesprochen, sondern abwertend von Plastik. Nach unseren ersten Bauten in Brixen waren die Kunden dann aber mehr und mehr überzeugt. Eigentlich kann man sagen: Finstral und ich haben es geschafft, das Image von Kunststoff in den Köpfen der Leute zu verändern.
H. Oberrauch So ist es, auch beim Kunststoff hat es eine gewisse Zeit gedauert, bis die Leute dem Material vertraut haben. So wird es bei ForRes auch sein. Die Zeit dafür wird kommen.
L. Oberrauch Wir beschränken das Thema Nachhaltigkeit übrigens nicht auf ForRes. Wir waren schon früh der Überzeugung, dass es wichtig ist, nachhaltig zu wirtschaften, und suchen kontinuierlich nach Verbesserungsmöglichkeiten. Wie schon von Professor Sieberath erwähnt, ist unser ganzes Unternehmen ISO-zertifiziert – auch im Bereich Energie- und Umweltmanagement – und wird extern überwacht. Ein Ergebnis daraus ist die Kunststoff Recycling-Anlage, in der wir schon seit 2011 den sortenreinen Profilverschnitt aus der Produktion aufbereiten. Er wird zerkleinert und dann zur Herstellung von neuen Kunststoffprofilen oder eben auch von ForRes verwendet.
Sieberath Das ist ein weiterer Vorteil des modularen Prinzips. Denn die Rückgewinnung von Materialien kann natürlich nur funktionieren, wenn ich sie problemlos trennen kann. Das klappt bei Finstral gut – denn so einfach, wie ich sie zusammengebracht habe, kann ich sie auch wieder voneinander lösen. Außerdem können Kunden gezielt bestimmte Bestandteile austauschen lassen und müssen nicht gleich das ganze Fenster erneuern.
F. Oberrauch Ich glaube, dass wir in Zukunft auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit enorm gefordert werden. Denn anspruchsvolle Kunden, gerade die jüngeren, wollen wissen, wie ihr Fenster hergestellt wird. Wie viel Ressourcen sind verbraucht worden, wie viel recyceltes Material wurde eingesetzt? Da müssen wir noch mehr machen und auch in der Kommunikation immer transparenter werden.
„Anspruchsvolle Kunden, gerade die jüngeren, wollen wissen, wie ihr Fenster hergestellt wird.“
Florian Oberrauch
Herr Bona, können Sie aus Ihrer Erfahrung als Bauherr zustimmen? Ist Nachhaltigkeit ein Thema bei Ihnen und Ihren Kunden?Bona Einige Leute informieren sich sehr genau zum Thema Nachhaltigkeit und legen auch beim Bau viel Wert darauf. Aber Nachhaltigkeit bezieht sich ja nicht nur auf Materialien. Es geht auch immer um den verantwortungsvollen Umgang mit anderen Ressourcen – wie Zeit und Arbeitskraft. Da ist mein Lieblingsbeispiel die Montagezarge, also eine Art Blindrahmen, in den zum Abschluss der Bauphase die Fenster schnell und unkompliziert eingesetzt werden können. In Italien und bei Finstral ist diese Montageart selbstverständlich, und ich würde nie ohne sie bauen. Deutsche kennen diese Methode gar nicht. Das ist mir ein Rätsel.
Vielleicht können Sie das Rätsel aufklären, Herr Professor Sieberath. Warum tun sich die Deutschen so schwer mit der Montagezarge?Sieberath Die Montagezarge ist eigentlich eine tolle Lösung, für die auch das ift schon seit den 1980er-Jahren wirbt. Aber deutsche Architekten bauen oft erst den Rohbau fertig und überlegen dann, welche Fenster sie verwenden möchten. Setzt man die Montagezarge ein, muss man sich zwar etwas früher festlegen. Aber dafür entzerrt man die immer kürzeren Bauphasen, gewinnt mehr Zeit zum langwierigen Austrocknen der Gebäude … und schützt die Fenster vor Schmutz und Beschädigung! Erstaunlich, wie wenige Architekten in Deutschland sich darauf einlassen.
Pederiva Aus Südtiroler Perspektive kann man sich da nur wundern: Bei uns geht nichts ohne Montagezarge.
Romina Ferrari, Sie verkaufen Haustüren für Finstral. Vermutlich auch mit Montagezarge?Ferrari Ich verkaufe sie zwar nicht direkt, aber im Kontakt mit Privatkunden und Architekten erzähle ich tatsächlich immer von der Montagezarge. Heutzutage ist ja auch der kleinste Kratzer in der Oberfläche ein Grund für eine Reklamation. Und die Montagezarge trägt dazu bei, solche Schäden zu vermeiden. Der Kunde erwartet eine perfekte Oberfläche, bei Türen genauso wie bei Fenstern. Und dann lässt er diese Elemente mit einem großen Hammer in den Rohbau hineinhauen, und danach kommt auch noch der Verputzer. Das ist ein nicht nachvollziehbarer Bruch im Qualitätsdenken.
Anders als Herr Seebacher sind Sie erst seit ein paar Jahren Teil der Finstral-Familie. Wie war denn Ihr erster Eindruck von dem Unternehmen?Ferrari Ich arbeite seit etwa vier Jahren für Finstral, kenne das Unternehmen jedoch viel länger, weil ich vorher bei einem Händlerpartner beschäftigt war. Aber eigentlich wollte ich immer direkt für Finstral arbeiten. Und ich war dann auch sofort nach der ersten Schulung total begeistert, weil Finstral vieles besser und durchdachter macht als andere. Zum Beispiel der Finstral-Planer mit dem Vier-Finger-Prinzip „Außen, Mitte, Innen, Rundherum“ – der ist klar und übersichtlich. Das ist eine große Erleichterung im Umgang mit Kunden, da sich die enorme Gestaltungsvielfalt so bestechend einfach erklären lässt.
Wenn Sie aus Sicht einer Mitarbeiterin in einem Satz zusammenfassen müssten, was für Sie das Besondere an Finstral ist …?Ferrari Das Unternehmen gibt viel, aber es schenkt nichts. Aber wenn man sich einsetzt, es wirklich will, dann kann man als Mitarbeiter mit Finstral wachsen und groß werden.
Holz oder: Vergangenheit trifft Zukunft Florian Oberrauch, mittlerweile bietet Finstral auch Echtholz als weitere Variante für die Innenseite von Fenstern an. Und zwar mit einer eigenen Holzverarbeitung in Oppeano. Kehren Sie damit gewissermaßen zu den Wurzeln zurück? Schließlich hat Ihr Großvater eine Schreinerei betrieben.F. Oberrauch Ich glaube, dass wir in der Finstral- Geschichte nicht ein Kapitel zurückschlagen, sondern vielmehr ein neues Kapitel öffnen. Herr Pederiva hat es vorhin gesagt, es gibt eben Kunden, die lassen sich vom Holz nicht abbringen, die schätzen diese einzigartige Haptik und Optik. Und genau das können wir jetzt anbieten. Neu ist, dass wir das Holz seit Kurzem in einem eigenen Werk selbst zuschneiden und bearbeiten. Sich diese Kompetenz aufzubauen, war nicht ganz einfach, da das Material Holz relativ anspruchsvoll ist: Es ist natürlich gewachsen – und zeigt deshalb auch Unregelmäßigkeiten. Aber wir waren angetrieben von der Idee, Glas, Holz, Kunststoff und Aluminium zu kombinieren. Ich würde sagen, wir optimieren das Fenster über diese Materialvielfalt zum Innovativsten, was sich derzeit auf dem Markt finden lässt.
Stefanie Winter, als Händlerin haben Sie jeden Tag Kontakt zu Kunden. Ist Holz nach wie vor ein beliebtes Material?Winter Holz ist immer gefragt. Aber klassische Holzfenster sind sehr massiv, was dann wiederum weniger gut ankommt. Was außerdem abschreckt: dass Holz auf der Außenseite eine aufwendige Pflege nötig hat. Finstral dagegen kombiniert eine sehr schlanke Rahmenoptik mit Massivholzverblendung – aber nur auf der Innenseite, also dort, wo das Holz keine Pflege braucht und nahezu ewig hält, weil es geschützt ist. So kann ich alle Kundenwünsche auf einmal erfüllen.
Wie überzeugen Sie Ihre Kunden von diesen Vorteilen? Wie wichtig ist die Präsentation beim ersten Gespräch?Winter Sehr wichtig. Bei uns in der Region gibt es viele Hersteller von Kunststofffenstern. Da müssen wir uns natürlich klar absetzen, in erster Linie über die Qualität: Wir bieten ein gutes Produkt, guten Service und eine zertifizierte Montage. Eine Kundenberatung dauert bei uns im Durchschnitt anderthalb bis zweieinhalb Stunden. Optimal sind dafür die Planer-Theken, die seit ein paar Jahren bei Finstral eingesetzt werden. Auch hier gilt wieder das Vier-Finger-Prinzip „Außen, Mitte, Innen, Rundherum“. Das hat kein anderer Fensterhersteller. Wenn man den Kunden so strukturiert durch die vielen Möglichkeiten führt, haben die oft richtig Spaß am Aussuchen der Fenster. Ich würde sagen, das ist die perfekte Didaktik zu einem perfekten Produkt.
Wie geht es weiter im Fensterbau? Gibt es neue Ideen, neue Materialien?Sieberath Es wird im Fensterbau viele neue Entwicklungen geben: Im Metallbereich versucht man,die Schwächen von Aluminium – wie Längenausdehnung und Wärmeleitfähigkeit – durch neue Techniken zu verbessern. In Rosenheim arbeiten wir intensiv am Aufschluss von Holz, um bei der Profilextrusion dem Kunststoff direkt Holz und Zellulose beimischen zu können. Im Kunststoffbereich geht es um die Substituierung durch nachwachsende Rohstoffe. Über solche Themen müssen sich die Unternehmer der Zukunft heute schon Gedanken machen.
F. Oberrauch Um Ressourcen zu schonen, prüfen wir gerade, ob wir FIN-Project nicht komplett aus recycelten Materialien herstellen können. Beim Kunststoff machen wir es ohnehin bereits. Aluminium lässt sich eigentlich auch hervorragend wiederverwerten. Und mit dem nachwachsen Rohstoff Holz gehen wir schon jetzt sehr sparsam um.
Die Unternehmer der Finstral-Zukunft sitzen am Tisch: Denn die zweite Oberrauch Generation führt das Unternehmen gerade in die Zukunft. Was wollen Sie unbedingt beibehalten? Und was sind Bereiche, in denen Sie neue Akzente setzen möchten?V. Oberrauch Beibehalten wollen wir auf jeden Fall das Unbefangene, das uns die ältere Generation vorlebt, und den Mut, etwas Neues zu wagen. Was wollen wir noch reinbringen? Mehr Frauen gehören in verantwortungsvolle Positionen! Frauen prägen die Unternehmenskultur einfach auf andere Weise als Männer. Deshalb freut es mich so, dass bei unserem Treffen heute schon einige Frauen am Tisch sitzen, die eine Rolle ausüben, die bisher üblicherweise von Männern besetzt war.
K. Oberrauch Auf jeden Fall werden wir unseren Innovationsgeist beibehalten. Wir haben ja den Anspruch, die besten Fenster herzustellen und die meisten Innovationen am Markt zu haben. Dafür müssen wir auch größere Investitionen tätigen. Hier können wir uns ein Beispiel an unseren Vätern nehmen: nicht zu lange zögern und im richtigen Moment den Schritt nach vorne wagen. Natürlich gibt es in der Firma auch festgefahrene Verhaltensweisen, die wir mal hinter uns lassen sollten. Aber im Großen und Ganzen herrscht hier ein guter Geist.
„Auf jeden Fall werden wir unseren Innovationsgeist beibehalten.“
Kristin Oberrauch
Zum Abschluss soll jeder aus der Runde eine letzte Frage beantworten: die nach dem jeweiligen Lieblingsmaterial. Die Entscheidung fällt den meisten schwer, aber zu guter Letzt steht folgende Liste: Für Glas begeistern sich Luis, Kristin und Florian Oberrauch und Osvaldo Bona. Kunststoff wird von Helmuth Seebacher, Joachim Oberrauch, Romina Ferrari und Marziale Bonasio gewählt. Thomas Pederiva, Stefanie Winter und Verena Oberrauch entscheiden sich für Aluminium. Und der aus einer Schreinerfamilie stammende Professor Ulrich Sieberath wählt Holz. Einzig und allein der Finstral-Gründer, Hans Oberrauch, bleibt hart und will sich einfach nicht festlegen. Auch wenn die anderen protestieren, für ihn wird eine Ausnahme gemacht …H. Oberrauch Mein Favorit ist die Kombination. Außen das Aluminium für die Wetterbeständigkeit und die Farbvielfalt. In der Mitte Kunststoff für die Isolierung und die Schraubfestigkeit. Und innen kann man frei wählen, Kunststoff, Aluminium, ForRes, Holz, Glas, ganz wie man möchte. Mittlerweile haben wir auf unser modulares Fenstersystem FIN-Project ein Patent bekommen. Und das freut mich, wenn alle überzeugt sind, dass es schön und gut ist.